So kannst Du TikTok und Twitch als Unternehmen nutzen

Heute kommt mal ein etwas anderer Blogbeitrag online. Denn ich war zu Gast bei Dennis, dem Geschäftsführer von Nachtaktiv Events und wir haben darüber gesprochen, wie man TikTok und Twitch am besten als Unternehmen nutzen kann. Nachtaktiv Events ist eine bekannte Firma, welche deutschlandweit ziemlich verrückte Partys veranstaltet und gerade mit Social Media durchstartet, insbesondere mit TikTok und Twitch. Nein, ihr wisst immer noch nicht von wem die Rede ist? Dann kommt Nachtaktiv Events jetzt mal kurz in Zahlen: 44k Instagram – Follower, 72,3k TikTok – Follower und 1.086 Twitch- Abonnenten.

Also dran bleiben, lernen und viel Spaß beim Lesen!

Wie war es für Euch in Zeiten von Corona?

Dennis: Unsere letzten Veranstaltungen waren am 21.02.2020, da haben wir noch eine Riesen Tour gemacht, niemand hat damit gerechnet, dass es vorerst die Letzte war. Nach und nach kamen immer mehr Coronanews und dann hat Bayern als erstes die Clubs zu gemacht und wir wussten, dass es uns auch bald treffen wird. Aufgrund der aktuellen Situation sind wir dann irgendwie ins Streaming gerutscht

Wie kamst Du darauf, TikTok zu nutzen? Woher kam die Idee für die „Azubi-Show“?

Dennis: Ich bin zuerst gar nicht durchgestiegen, habe es nicht verstanden und direkt wieder deinstalliert. Bis ich ein paar Monate später meine kleinen Schwestern besucht habe, die haben es voll gefeiert, dann habe ich es erneut runtergeladen und meine Schwestern haben es mir gezeigt. Dann habe ich mich am Abend mehr damit auseinandergesetzt und meinen Mitarbeitern direkt Bescheid gegeben, dass sie sich das alle einmal anschauen sollen, da es noch ein großes Ding wird. #bauchgefühl

Jeder meiner Mitarbeiter sollte sich dann dazu Gedanken machen, aber im ersten Zug kam nicht viel rum. Dann hat unser Mitarbeiter Osman einfach ein Video von unserem Auszubildenden Jona aka Azubi aufgenommen: https://www.tiktok.com/@nachtaktiv.events/video/6810423145040841989.

Es war ein ganz simples Video „Drückt gefällt mir, wenn wir den Azubi übernehmen sollen – 200.000 Aufrufe, 10.000 Likes und das, obwohl wir 0 Follower hatten. Also absolut kein Vergleich zu Facebook und Instagram, wo du 10.000 Follower hast, richtig viel Mühe reinsteckst und mit Ach und Krach 800 Likes bekommst. Bei TikTok war dies einfach anders, wir hatten gar nichts und dann ging es los. Dann haben wir ein ähnliches Video produziert und direkt wieder 400.000 Aufrufe erzielt. Als Gag haben wir unserm Azubi das Ziel gegeben, bis zu seinem letzten Probetag also innerhalb von 3-4 Wochen 1.000 Follower aufzubauen, dies hat er geschafft und dann haben wir ihn natürlich übernommen. Daraus entstand quasi das nächste große Video, denn wir haben ihm gesagt, dass er übernommen wird und zwei Wünsche frei hat. Am Ende stand eine Hüpfburg bei uns im Büro und ein tanzender Roboter, somit war dies das nächste Video. Zuerst waren die Zahlen ziemlich enttäuschend, nur 1.000 Aufrufe nach einer Stunde und dann BOOM hat es unsere ersten Videos getoppt. Die Followeranzahl stieg immer weiter an. Schnell hatten wir die ersten 10.000 Follower, dann 20.000 Follower und immer wenn 10.000 neue Follower dazu kamen, haben wir ein Special gemacht und uns wie immer etwas Verrücktes einfallen lassen. Dann gab es bei uns eine kurze TikTok Pause, da alle im Urlaub waren. Das Heftige daran war, dass unsere Videos quasi weiter lebt, sprich die Videozahlen gingen hoch. Denn TikTok spielt alte Videos wieder neu im Newsfeed aus. Nicht wie bei Instagram, wo man abgestraft wird, wenn man nicht aktiv ist. Also grundsätzlich muss man sagen, wir haben auch sehr viel versucht und experimentiert. Wir wollten von Beginn an Sachen erschaffen, die es im TikTok Newsfeed noch nicht gab! Die Azubivideos liefen so gut, dass wir dann die Azubishow daraus gemacht haben. Der Azubi weiß nie vorher Bescheid, was kommt und so bleiben unsere Videos auch authentisch.

Von mir ein kleiner Funfact am Rande: Durch die Azubishow ist es bis heute ein Mythos, wer denn eigentlich „CHEF“ ist, denn es heißt immer Azubi gegen Chef. Dies hat Dennis natürlich auch mit ausgeschlachtet und bis heute weiß die Community nichts. Vielleicht wird dieser Mythos ja irgendwann mal auf einem Event gelüftet.

Wie kam es dazu, dass Du mit Twitch angefangen hast?

Dennis: Eigentlich auf Wunsch der Zuschauer. Die Qualität der Livestreams bei TikTok ist nicht die beste, wir haben einfach mit einem Handy gestartet und es gab zu viele Abbrüche während der TikTok Livestreams. Zudem bietet Twitch mehrere Kameraperspektiven. Also habe ich bei Instagram nach jemandem gefragt, der sich mit Twitch auskennt. Berkan (ehemaliger Streamer) aka Regie in der Azubishow hat sich gemeldet, kam dann direkt vorbei, hat uns den Account eingerichtet und hat mir probiert alles zu erklären.

„Ich habe mich gefühlt, als wäre ich 60 Jahre alt und mir probiert gerade jemand Facebook zu erklären.“

Berkan kam auf einmal mit einem Monitor, einer Playstation, einem Fernseher… .. Ich dachte erst er will hier einziehen, dem war nicht so und dann sind wir ganz spontan live gegangen. Dazu muss ich sagen, dass ich von Twitch wirklich nichts gehalten habe. Das erste Live-Video lief überraschend gut. Wir haben für unsere Zuschauer eine Whatsapp-Gruppe eröffnet, also haben wir ab sofort auf TikTok und Twitch gestreamt. Die Streams haben wir immer in der Gruppe angekündigt und uns mit den Leuten connectet. Zuerst wollten die meisten nicht, wir mussten sie von Stream zu Stream überzeugen. Oft war es so, dass der Stream bei TikTok wieder abgebrochen war. Dafür lief er auf Twitch weiter, somit wurde es nach einer Weile angenommen. Um bei Twitch erfolgreicher zu werden und weitere Funktionen wie Donations, Geschenke, personalisierte Emojis etc. freizuschalten, muss man einige Anforderungen erfüllen. Wir mussten also an sieben verschiedenen Tag mindesten 20 Stunden streamen und dabei eine gewisse AnzahlZuschauer erreichen. Als wir das dann erreichten, ging es richtig los. Wir haben direkt eine Menge an Abonnenten gewonnen, welche zwischen 4,99€-29,99€  zahlen, um uns zu unterstützen und spezielle Features freizuschalten.

Außerdem waren jetzt auch die Donations (Spenden), Cheers und Bits freigeschaltet. Wenn ein Zuschauer uns z.B 10€ donatet, spendet er uns 10€. Während des Streams lassen sich sogenannte Donation-Goals einrichten. Hier haben wir ein super Beispiel: Uns ist in einem Stream die Sisha kaputtgegangen, also haben wir ein Donation-Goal mit dem Betrag XY festgelegt. Die Zuschauer haben innerhalb weniger Minuten so viel gespendet, dass wir uns direkt eine neue kaufen konnten. Cheers und Bits hingegen sind so was wie Geschenkpunkte, dadurch kann man Ränge freischalten und Streamer anfeuern. Bits sind nichts anders als eine virtuelle Ware, die du auf Twitch kaufen kannst. Genannt wird diese Art der Unterstützung auch Cheering.

Mit der Zeit ist Twitch unsere oberste Priorität geworden! TikTok nutzen wir weiterhin, das sieht man auch an den stetig steigenden Zahlen, aber in Relation zu Twitch bringt uns Twitch mehr und es macht uns mehr Spaß.

Welche Zielgruppe erreicht man mit TikTok und Twitch?

Dennis: TikTok ist natürlich etwas jünger, aber davon haben wir uns nicht abschrecken lassen. Im Gegenteil, wir haben die Erfahrung gemacht, dass es uns enorm geholfen hat und wir auch ältere User (18+) für uns gewinnen konnten.

„Wir haben unsere Community und die damit verbundene Reichweite über TikTok aufgebaut und das würde ich auch jedem empfehlen.“

Denn sich bei Twitch ein Publikum aufzubauen, ist sehr schwer. Dann haben wir unsere Community sozusagen von TikTok zu Twitch rübergeschickt. Unsere Zielgruppe bei Twitch ist jetzt so 20-30 Jahre alt.

Fünf Streamingtipps für TikTok und Twitch

1. Interagier mit den Leuten! Sprich die Zuschauer mit dem Namen an, frag woher sie kommen, mit wem sie den Stream schauen etc. – Bau eine Verbindung zu deiner Community auf.

2. Sei authentisch! Spiel keine Rolle, denn das merken die Zuschauer. Sei wie du bist und denk auch daran, dass dich nicht jeder mögen muss.

3. Kein Stillstand im Stream! Unterhalte die Leute und wenn du merkst, dass es gerade langweilig wird, dann geh lieber offline. Dann kannst du beim nächsten Stream wieder was Geiles machen und musst es nicht unnötig in die Länge ziehen.

4. Du brauchst nicht die beste Technik! Fang einfach an. Wir haben angefangen mit einer Handykamera und haben anschließend eine 6 Jahre alte Spiegelreflexkamera genommen. Wenn du wächst, dann kannst du dir immer noch professionelleres Equipment zulegen.

5. Zieh es durch!